SKANDALOPETRA

SKANDALOPETRA AUS GRIECHENLAND


Skandalopetra ist eine wunderbare Art des Apnoesports, der eine ganz andere Art von Philosophie vermittelt. Den wer immer es einmal ausprobiert hat oder ausprobieren möchte, erkennt sehr schnell die traditionelle olympische Einfachheit dieser Sportart, die sich einzig und allein auf den nur mit einer Badehose bekleideten Athleten konzentriert, der nur mit einem klaren Geist, einem starken Willen und einem gesunden Körper ausgestattet ist.

Skandalopetra ist eine alte Geschichte von Einfachheit und Tradition, die bis zum heutigen Zeitpunkt andauert und sich einer immer weiter steigenden Beliebtheit erfreut, sodass sie mit den modernen Sportarten ohne weiteres mithalten kann. 

Die Athleten des Skandalopetra tauchen in kristallklarem Wasser, ohne technische Hilfsmittel und ohne Maske und Flossen. Sie sind in der Lage mit dem bloßen Auge ihre Umgebung wahrzunehmen und können dadurch die Körperliche Leistungsanforderung besser kontrollieren. 


Was ist Skandalopetra?

Die Skandalopetra ist ein Stück Stein, in der Regel Marmor oder Granit, mit abgerundeten Ecken und einer hydrodynamischen Form. Sein Gewicht beträgt ca. 8-14 kg und wurde seit der Antike bis heute von Schwammtauchern als Hilfsmittel bei ihren Tauchgängen verwendet.


An einem Ende der „Skandalopetra“ befindet sich ein Loch, in dem ein langes Seil befestigt ist, dass während des Tauchgangs vom Boot aus abgewickelt und beim Auftauchen wieder aufgewickelt wird. Durch das Loch wird ein weiteres kleineres Seil mit einer Schlaufe befestigt, die der Schwammtaucher an seinem Handgelenk trägt. Damit hat er seine Hände während des Tauchgangs frei und verliert dadurch nie den Kontakt zum „Skandalopetra“ und die Verbindung zum Boot.

Diese antike, traditionelle Art des Apnoetauchen wurden seitens der Schwammtaucher bis weit in die 60’er Jahre genutzt.

Der Athlet tauchte vom Boot aus, wobei er den Stein (Skandalopetra) mit beiden Händen festhielt und eine Hand durch die Schlaufe des keinen Verbindungsseil steckte.


  • Während des Tauchgangs benutzte er die „Skandalopetra“ als Gewicht, um schnell zum Grund abzutauchen, aber auch als Ruder, um die Richtung zu ändern und als Bremse, um die Tauchgeschwindigkeit zu verlangsamen bzw. zu beschleunigen.

 

  • Wurde der Grund erreicht, ließ er die Hände los um die Schwämme einzusammeln. War die Arbeit verrichtet, gab er dem   Assistenten auf dem Boot mittels dem Seil das entsprechende Zeichen. Der Assistent zog anschließend den         Schwammtaucher, der entweder sich am Seil festhielt oder auf der „Skandalopetra“ stand, an die Oberfläche.

 

Wie anhand der kurzen Beschreibung zu erkennen ist, hat der „Skandalopetra“ mehrere Funktionen. Sie ist das Äquivalent zu den heutigen Gewichten, die beim Tauchen verwendet werden. Sie ist aber auch gleichzeitig Ruder, Bremse und Stützbasis während des Aufstiegs. Das Seil, an dem es befestigt ist, dient unter anderem der Kommunikation mit dem Boot.

Die Methode des Sporttauchens hat eine jahrtausendealte Geschichte. Genau aus diesem Grund hat sie ein Höchstmaß an Perfektion und Sicherheit erreicht.

Die Tatsache, dass es sich hierbei um harte Arbeit handelt bleibt unbenommen, doch leider hat die Kommerzialisierung des Tauchsports und dessen voranschreitenden technischen Fortschritt diese Art des antiken Tauchens fas völlig von der Bildfläche verschwinden lassen. 



8 Gründe, die SKANDALOPETRA als die sicherste Methode im Rahmen des Freitauchens charakterisieren

Meine gesamte Erfahrung im Freitauchen beträgt bereits mehr als drei Jahrzehnte, doch die eigentliche Begeisterung und Engagement für Skandalopetra geht auf das Jahr 2003 zurück. In dieser Zeit habe ich alle möglichen Verfahren und Techniken ausprobiert, manchmal mit bemerkenswerten Ergebnissen. Skandalopetra hat mich jedoch nicht nur wegen seines traditionellen und griechischen Anstrichs überzeugt, sondern vor allem wegen der Sicherheit, die das Verfahren bietet. 

Denn in keinem Ausbildungshandbuch noch bei irgendeiner Organisation/Verband sind Informationen über Skandalopetra ausführlich beschrieben worden. Aus diesem Grund habe ich mich POLYCHRONIS CHLITSIOS damit intensiv auseinandergesetzt um mit all meinem Wissen und meiner jahrzehntelangen Erfahrung im Apnoetauchen, die Besonderheiten dieser speziellen „antiken Art des Tauchens“ festzuhalten.

 

I.      Obligatorisches Vorhandensein eines Bootes.

Das Gewicht des Steins (8-12 kg) und der Schleppvorgang durch den Assistenten (griechisch: Kolauzieri), erfordern ein Tauchgang vom Boot aus. Hier kann der Taucher besser entspannen, hat mehr Ruhe und kann sich durch Atemtechniken besser auf den Tauchgang vorbereiten. Eine zusätzliche Beeinflussung durch fehlenden Auftrieb, kaltes Wasser, Dehydrierung entfällt. Der Taucher genießt die Ruhe zwischen den Tauchgängen, die richtige Flüssigkeitszufuhr und hat genügend Zeit für eine Oberflächenpause.

 

II.     Der Taucher, der Stein, die Gaze, das Tauchseil und die Collage

Der Taucher, der Stein, die Gaze (kleines Verbindungsseil), das Tauchseil(Steinseil) und die Collage bilden zusammen eine Einheit. So wie im menschlichen Körper viele Zellen eine Einheit darstellen, so stehen auch der Taucher und die Collage über das Steinseil in Verbindung und treffen Entscheidungen über den Verlauf oder sogar den Abbruch des Tauchgangs.

 

III.    Absicherung des Tauchers         

Der Taucher ist immer durch eine ca. 1 Meter lange Gaze (Verbindungsseil) mit dem Hauptseil (Steinseil) verbunden. D.h. weder bei seinem Abstieg als auch bei seinem Aufstieg ist der Taucher ungesichert von der bereits oben beschriebenen Einheit.

 

IV.     Unverzügliche Rückkehr an die Oberfläche

Der Schlüsselpunkt in jeder Form des Freitauchens ist der Moment des Unerwarteten, d.h. der Punkt, der einen Abbruch des Tauchvorgangs zur Folge hat und ein sofortiges Auftauchen an die Wasseroberfläche erfordert. 

Genau hier zeigt sich der wahre Sicherheitsaspekt von Skandalopetra. Solange der Stein den Taucher auf den Grund zieht, geschieht dies mit einer gleichmäßigen Abstiegsgeschwindigkeit, die seitens des Assistenten (griechisch: Kolauzieri) kontrolliert wird. Der Stein sinkt vertikal durch die entgegengesetzte Kraft, die er seitens des Tauchers der Ihn festhält. Sollte dieser den Stein freiwillig oder aber auch unfreiwillig loslassen, wird der Stein aufgrund der fehlenden Gegenkraft für ca. 3 Sekunden gestoppt, was vom Assistenten (griechisch: Kolauzieri) sofort wahrgenommen wird, der dann sofort den Auftauchprozess (mit einer durchschnittlichen Auftauchgeschwindigkeit von 1,5m/sec.) einleitet. 


V.      Minimale muskuläre Anstrengung

Das Gerätetauchen wurde seitens des verstorbenen Nikolas Troikilis als "die faule Form des Tauchens" bezeichnet. Dies trifft eindeutig zu, da der Sauerstoff -Verbrauch(O2) minimal bis gering ist. Der Grund, es gibt so gut wie keinerlei Muskeltätigkeiten, außer den Stein festzuhalten und sich auf den Druckausgleich zu konzentrieren. Ständiges Tauchen mit Gewichten beispielsweise erfordert eine erhebliche Muskelanstrengung, bis der Taucher in den negativen Bereich kommt. Nach Erreichen der maximalen Tiefe hat er nur noch 20 % seiner Leistung erbracht, seine Lunge ist in der VR fast geschrumpft, was zu einem erhöhten Partialdruck des verbleibenden O2

Ab dem Zeitpunkt des Abtauchens bis zum Ende des Tauchgangs kann der Sauerstoff-Partialdruck auf 3 Arten beeinflusst werden:


  • zelluläre Atmung
  • muskuläre Anstrengung
  • allmähliche Wiederherstellung der Lunge auf atmosphärische Druckverhältnisse


Dies kann zu schweren Zwerchfellkrämpfen, Kapillarrissen, Hämoptyse oder schlimmer noch zu Arterienrissen und Lungenödemen führen. Im Rahmen von Skandalopetra sind diese Risiken aufgrund der minimierten Muskelbelastung und anderen Gründen, die später benannt werden minimiert.

 

VI.     Natürliche Faktoren, die Überanstrengung begrenzen

Kälte schreckt vor Überanstrengung ab, da sie in Abhängigkeit von der Abstiegsgeschwindigkeit die Möglichkeit des Ausgleichs in großen Tiefen einschränkt, was ein weiteres Sicherheitsventil darstellt.

 

VII.    Geschwindigkeitskontrolle durch den Stein     

Die spezielle Form des Steins, ermöglicht dem Taucher seine Abtauchgeschwindigkeit und dadurch auch den Druckausgleich besser zu kontrollieren und zu steuern.

 

VIII.   Statistik / Resümee

Auf Grund der bereits im oberen Teil erwähnten Punkte, meiner Erfahrung als Sportler, Tauchlehrer und Freitaucher, komme ich zu folgendem Schluss:


Es gibt so gut wie keinerlei Statistisch nachgewiesene / erfasste Tauchunfälle durch „Skandalopetra“, was zeigt, dass die traditionelle, antike Methode des Skandalopetra-Tauchen, sehr hohen Sicherheitsstandards entspricht, die sich über Jahrzehnte bewährt haben. 


Historischer Tauchgang von Symi


Stathis Hatzis wurde 1878 in Symi geboren und arbeitete dort als Schwammtaucher. Am 16. Juli 1913 wurde er seitens der italienischen Marine gerufen, um den Anker des italienischen Kriegsschiffs "Regina Margerita", das in der Bucht von Pigadia auf Karpathos auf Grund gelaufen war, zu lokalisieren und zu bergen. 


Seine damalige Belohnung sollte ein Pfund Gold betragen. Der symianische Schwammtaucher machte zunächst einen Probetauchgang in einer Tiefe von 63 Meter mit Hilfe eines 15 Kilo schweren Marmorsteins (die Einheimischen nennen diesen Stein „Glockenstein“). 

Anschließend machte Stathis Hatzis nachdem er einige Minuten geruht hatte, seinen großen Tauchgang. Er hielt den Glockenstein am Seil fest und tauchte in eine Tiefe von 88 Metern ab. Es gelang ihm den Anker des Kriegsschiffes zu lokalisieren und machte ihn am Seil fest und der Anker geborgen werden konnte. Der gesamte Tauchgang dauerte insgesamt 3 Minuten und 58 Sekunden.

Seine erbrachte Leistung war einzigartig, bedenkt man, dass zu der damaligen Zeit, Apnoe Taucher kaum in der Lage waren, die Luft länger als 3 Minuten und 20 Sekunden anzuhalten.


Als Gegenleistung für seine erbrachte Leistung bat Stathis Hatzis den italienischen Admiral, an Bord des Schlachtschiffs "Regina Margerita", um Reisefreiheit egal wohin, da der Dodekanes zu damaligen Zeit unter italienischer Besatzung stand. Die Reisefreitheit wurde ihm seitens des Admirals gewährt und er reiste in die Vereinigten Staaten von Amerika, wo er verschiedene Jobs annahm und seine Familie auf der griechischen Insel Symi finanziell zu unterstützten können.

In den Vereinigten Staaten von Amerika wurde Stathis Hatzis zu einem späteren Zeitpunkt Lungenkrebs diagnostiziert.  Er verstarb 1936 im Alter von 58 Jahren auf der griechischen Insel Symi.


Nikolas Trikilis


Nikolas Trikilis, auf Kalymnos geboren und aufgewachsen, ist ein Spezialist für Tauchmedizin und ein fanatischer Taucher. Er ist einer der wenigen Pioniere, die "Skandalopetra" wieder Publik gemacht haben und es als die sicherste Methode des Freitauchens bezeichnete.


Eine griechische, traditionelle und antike Form des Freitauchens ist „Skandalopetra“, der Stein der Schwammtaucher von Kalymnos mit einer langen Geschichte, die heute die Athleten des Unterwassersports in der ganzen Welt revolutioniert und fasziniert.


Nikolas Trikilis hat es mit der ihn auszeichnenden Hartnäckigkeit und Ausdauer und seiner Liebe zum Skandalopetra geschafft, diese Sportart im Rahmen von Sportveranstaltungen zu fördern und beim Tauchverband (CMAS) zu einer anerkannten Sportart zu machen.

Nikolas Trikilis studierte Tauchmedizin in Italien. Er war Arzt und Mitarbeiter des legendären Jacques Mayol und weihte die berühmtesten Sportler in die Geheimnisse des Freitauchens ein (Uberto Pelizzari, Herbert Nitch, Carol Meyers).


Es gelang ihm sogar, die Skandalopetra über griechische Grenzen hinaus in der Welt (z.B. Amerika, Brasilien, Ägypten, Australien …) publik zu machen. Nikolas Trikoilis gilt als der Mann, der das Skandalopetra-Freitauchen wiederbelebte.


Er verstarb am 8. November 2016 im Alter von 64 Jahren.


Die Tradition wird seitdem von Chronis Chlistios fortgeführt!


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